Permakultur Prinzipien
An der Basis unserer Arbeit steht die Achtung vor der Natur und unserer Erde. Wir haben schließlich keinen Planet B.
Die grundlegenden Permakulturprinzipien lauten vereinfacht:
- Achtsamer Umgang mit der Erde
- Achtsamer Umgang mit den Menschen
- Selbstbegrenzung und Überschussverteilung
Permakultur plant langfristig statt kurzfristig, setzt auf Vielfalt statt Einfalt, will Optimieren nicht Maximieren und setzt auf Kooperation statt auf Opposition und Konkurrenz.
Permakultur arbeitet mit der Natur, nicht gegen sie
Wir Menschen sind Teil der Natur und stehen nicht außerhalb des Systems. Wenn wir gegen die Natur arbeiten, arbeiten wir auch gegen uns selbst. Wir beuten Natur nicht aus, wir lernen von ihr. Ziel ist es, natürliche Abläufe und Muster zu erkennen, um sie für die eigenen Zwecke nutzen zu können.
Permakultur ist langlebig und belastbar
Natürliche Systeme sind erstaunlich belastbar. Ihre Langlebigkeit und Resilienz basiert auf komplexen Wechselwirkungen. Diese Eigenschaften zeichnen auch eine richtig geplante und gepflegte Permakultur aus. Jedes Element einer Permakultur erfüllt mehrere Aufgaben und gleichzeitig wird jede wichtige Aufgabe von mehreren Elementen abgesichert. So entsteht ein gut verzahntes Produktionssystem, das auch einen Teil- oder Totalausfall eines Produktionszweiges verkraftet.
Permakultur setzt Ressourcen sparsam und effektiv ein
Wie alle Lebewesen sind auch wir nur Gast auf der Erde. Viele waren vor uns da und viele werden hoffentlich noch folgen. Wir empfinden es als unsere Pflicht, ressourcen- und umweltschonend zu agieren. Nicht nur, um unseren Nachkommen eine vollwertige Erde zu hinterlassen und ihnen ein lebenswertes Dasein zu ermöglichen, sondern auch aus Achtung vor dem Selbstwert der Natur.
„Die Tierwelt in der EU steht unter starkem Druck. Der Status von 60 Prozent der Arten und 77 Prozent der Lebensräume wird als „ungünstig“ eingestuft. Die Zahl der Feldvögel ist seit 1980 um 56 Prozent zurückgegangen, und es gibt fast 35 Prozent weniger Grünland-Schmetterlinge als 1990. In Deutschland ist die Biomasse der Insekten seit 1990 um über 75 Prozent gesunken. In Frankreich sind die Bestände an Feldvögeln in den vergangenen 15 Jahren um ein Drittel geschrumpft. In Mittel- und Osteuropa sank die Zahl der Feldvögel von 1982 bis 2015 um 41 Prozent.“
Permakultur kreiert vielschichtig nutzbare und flexible Systeme
Wie in der Natur gilt auch in der Wirtschaft: Vielfalt bereichert und stabilisiert das System, schafft Entwicklungsmöglichkeiten und fördert Resilienz. Wir legen größten Wert auf die Vielseitigkeit unseres Betriebs und die damit verbundene Flexibilität, sich auf geänderte Rahmenbedingungen einstellen zu können. Dabei ist es für uns wichtig, nie das Risiko einer einseitigen Spezialisierung einzugehen, sondern immer mehrere Betriebszweige als Standbeine zu haben – die Natur macht es uns vor.
Permakultur nimmt Landwirtschaft wörtlich
Im Wortsinn bedeutet Landwirtschaft, eine begrenzte Fläche zu bewirtschaften. Die Agrarindustrie bewirtschaftet das Land nicht, sie verbraucht es, sie baut Boden ab, anstatt ihn aufzubauen. Um preisgünstig produzieren zu können, werden die Ressourcen Boden und Wasser großflächig durch Übernutzung ge- und zerstört.
Uns ist es wichtig, das eigene Land zu bewirtschaften – und zwar so, dass es dauerhaft fruchtbar bleibt.
„Nur 11% der bebaubaren Erdoberfläche ist Ackerland. 7,5 Milliarden Menschen teilen sich 1,5 Milliarden Hektar Ackerfläche. Das sind 2000 Quadratmeter für jeden Menschen: 40 mal 50 Meter.“
Permakultur respektiert Tiere
Für uns ist es selbstverständlich, Haus- und Nutztieren ein ihrem Wesen und ihren Ansprüchen entsprechendes Leben zu ermöglichen.
Eine artgerechte Haltung mit ausreichendem Platzangebot und der Möglichkeit, angeborene Verhaltensweisen ausleben zu können, ist die Grundvoraussetzung für gesunde Tiere. Und diese wiederum sind die Voraussetzung für hochwertige und gesunde Lebensmittel.
„34% der weltweit angebauten Nahrungsmittel werden an Tiere verfüttert.“
Permakultur bewahrt Autonomie
Wir sind der Meinung, dass Spezialisierung und Industrialisierung die größten Problemverursacher in der heutigen Landwirtschaft sind. Viele Betriebe wurden zu reinen Zulieferern der Lebensmittelindustrie degradiert.
Abgesehen von den ethischen und ökologischen Bedenken schafft dieses System auch enorme Probleme für den Bauernstand. Aufgrund finanzieller Abhängigkeiten durch hohe Fremdkapitalraten, Lieferverträge etc. können vielfach kaum mehr eigenständige Entscheidungen getroffen werden. Eines unserer wichtigsten Prinzipien ist daher, die Autonomie zu bewahren. Wir wollen unabhängig bleiben und uns den Luxus bewahren, freie Entscheidungen treffen zu können.
„In der EU haben zwischen 2003 und 2013 ein Drittel aller Bauernhöfe aufgegeben. Heute bewirtschaften 3,1 Prozent aller Betriebe mehr als die Hälfte des Agrarlandes.“
Permakultur achtet Individualität und Einzigartikeit
Permakultur betont Kreativität und Individualität, nimmt Rücksicht auf Unterschiede in den äußeren Gegebenheiten und auf die persönlichen Vorlieben, Bedürfnisse und Lebensstile. Daraus folgt, dass Permakulturlandschaften überall anders aussehen. Sie geben Raum, sich selbst und die eigenen Visionen zu verwirklichen. Nur wenn man seine Arbeit liebt, ist man gut darin. Das gilt unserer Erfahrung nach im besonderen Maße für die Landwirtschaft.
Permakultur erkennt Potenziale
Jeder Mensch hat gewisse Talente und Fähigkeiten. Manche sind recht offensichtlich, andere müssen erst entdeckt oder geweckt werden. Dasselbe gilt auch für das Land. Jede Fläche und jede Region birgt gewisse Potenziale. Es liegt an uns, diese Potenziale zu erkennen, geschickt zu nutzen und aus den gegebenen Voraussetzungen das Beste zu machen. Es gilt: Je besser ich die Bedingungen nutzbar machen kann, umso weniger muss ich ändern, das heißt, umso weniger Ressourcen (Energie, Zeit, Geld, …) muss ich aufwenden.
Permakultur integriert traditionelle Kulturtechniken
Aus Erfahrung wissen wir, dass es auch heute unzählige Einsatzmöglichkeiten für traditionelle, fast vergessene Kulturtechniken gibt. Früher konnten die meisten landwirtschaftlichen Betrieben weder Energie noch “Produktionsmittel” wie beispielsweise Futter oder Dünger in großem Stil von außen zuführen. Misserfolge bei der Bewirtschaftung des eigenen Landes konnte man sich nicht leisten. Nachhaltigkeit war eine existenzielle Notwendigkeit und keine Modeerscheinung.
Als aufmerksamer Beobachter kann man sich bei der Betrachtung traditioneller Kulturlandschaften unzählige Anregungen für die Lösung gegenwärtiger Probleme in der Landwirtschaft holen.
Die meisten in der Permakultur verwendeten Techniken sind keine neuen Erfindungen. Es handelt sich dabei oft um die Neuentdeckung oder Rekombination bekannter Methoden. Uns geht es nicht darum, die Vergangenheit unreflektiert zu glorifizieren. Früher war bestimmt nicht alles besser. Aber es gibt Systeme, die sich in der Praxis bewährt haben und diese sollten wir in die Gegenwart übertragen und unseren Bedürfnissen anpassen.
Permakultur erzeugt hochwertige Lebensmittel
Die Selbstversorgung mit gesunden und hochwertigen Lebensmitteln ist für uns der größte Luxus und das größte Privileg, den unser Berufsstand mit sich bringt. Manchmal bekommen wir von Berufskollegen zu hören, dass man sich dieses oder jenes Lebensmittel “ja ohnehin viel billiger im Supermarkt kaufen kann, als es selbst zu produzieren”. Wir dagegen sehen, dass die Lebensmittel, die wir am Hof selbst herstellen, eine Qualität und eine Produktsicherheit bieten, die man sich um kein Geld der Welt kaufen kann.
Allein die Auseinandersetzung mit Anbau, Ernte und Veredlung ist unermesslich wertvoll. Daher versuchen wir, so viel wie möglich selbst zu erzeugen.
Wir schaffen natürlich nicht alles, aber wir versuchen uns ständig zu verbessern. Und was wir nicht selbst herstellen können, wird regional, wenn möglich beim Nachbarn, zugekauft. Oder noch besser: getauscht.
Permakultur setzt auf Nischen und Innovation
Wie bei jedem landwirtschaftlichen Betrieb in Mitteleuropa liegt auch in der Permakultur die wirtschaftliche Herausforderung zum Großteil in der Vermarktung, nicht in der Produktion. Der Handel versucht verlässlich, die Preise für die landwirtschaftliche Urproduktion ins Absurde zu drücken. Einige Bauern glauben noch immer, dass der Preisverfall nur über gesteigerte Produktion abgedeckt werden kann. Den meisten Produzenten ist mittlerweile jedoch bewusst, dass dieser Weg auf Dauer nicht gutgehen kann.
Was also tun? Wir denken, dass sich die Produzenten nicht mehr vom Handel gängeln lassen sollten. Ist man in der Lage, seine Produkte gut zu vermarkten, kann man auch von seinem Betrieb leben, egal ob Permakultur oder “konventionell bio”. Wir schaffen uns dafür den Markt durch Konsumentenbildung selbst und lassen uns nicht vorschreiben, was wir zu produzieren haben. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen, innovativen Produkten und Ideen.
Permakultur setzt auf alte Sorten und Rassen
Mittels Jahrtausende langer Selektion hat der Mensch Kulturpflanzensorten und Haustierrassen gezüchtet, die an lokale Bedingungen wie Klima- und Bodenverhältnisse angepasst sind, besonders gut schmecken oder andere spezielle und wertvolle Eigenschaften aufweisen. Die verschiedenen Sorten und Rassen sind auch Ausdruck der unterschiedlichen Vorlieben der Menschen und deren Freude an Abwechslung. Diese Vielfalt ist jedoch in Gefahr.
„Bis zu 90% der ehemaligen Kulturpflanzenvielfalt ist bereits unwiederbringlich verloren gegangen, der weltweite Arten- und Sortenschwund geht täglich weiter.“
Es ist bekannt, dass Saatguthandel und Tierzucht zu großen Teilen in der Hand einiger weniger global agierender Konzerne sind. Ihr Streben gilt der Profitmaximierung, nicht der Erhaltung der Biodiversität. So werden nur jene Sorten angeboten, die die Kassen dieser Konzerne klingeln lassen. Diese Verengung führt zu einer beschämenden Monotonie. Bauer zu sein, ist einer der kreativsten Berufe überhaupt. Lustvolles Arbeiten mit und in der Natur braucht aber Entfaltungsspielraum und dazu zählt unbedingt auch die Sortenvielfalt.
Lassen wir uns den Schatz der Vielfalt und das Recht auf Wahlfreiheit nicht nehmen!
Übrigens: Die genetische Vielfalt, die die (noch) unzähligen Sorten und Varietäten in sich tragen, ist unsere beste Versicherung für die Zukunft – vor allem auch in Hinblick auf die Klimakrise und die Veränderungen, die sie mit sich bringt.